Weil Kaninchen keine Kuscheltiere sind

Kaninchen sind als Haustiere gerade bei Kindern sehr beliebt. Sie lösen mit ihren großen Knopfaugen, dem kuscheligen Fell und ihrer neugierigen Verhaltensweise positive Gefühle bei Klein & Groß aus. Dennoch wird oft verkannt, dass Zwergkaninchen genau wie ihre wilden Verwandten arteigene Bedürfnisse haben und eine tägliche Pflege benötigen.

Haltungsanforderungen

Alle unsere Hauskaninchen stammen von den europäischen Wildkaninchen ab. Die wilden Verwandten leben in großen Gruppen in einem selbstgegrabenen Höhlensystem und sind sehr revierbezogen. Innerhalb einer Gruppe herrscht eine klare Rangordnung, in der das ranghöchste Tier die anderen Gruppenmitglieder dominiert.

Alle diese Eigenarten finden sich trotz jahrelanger Domestikation auch bei unseren Hauskaninchen wieder. Für ein harmonisches Zusammenleben von Mensch & Tier sollte auf die arteigenen Bedürfnisse eingegangen werden. Aber wie können wir dem gerecht werden?

Bitte keine Einzelhaltung!
Ganz wichtig ist zunächst, dass Kaninchen nicht allein gehalten werden. Es sind Gruppentiere und benötigen den ständigen Kontakt zu Artgenossen um sich wohlzufühlen. Dabei ersetzt auch ein Meerschweinchen nicht den Sozialpartner, da diese eine komplett andere Kommunikations- & Verhaltensweise besitzen. Doch wer passt denn nun mit wem zusammen?
Variante 1: 1 kastrierter Bock mit 1 – 3 Weibchen
Variante 2: 2 kastrierte Böcke mit 2 – 4 Weibchen
Variante 3: 2 – 4 kastrierte Böcke
Eine Gruppe aus Weibchen führt meist zu hoher Aggression untereinander und ist daher nicht zu empfehlen.

Gehegegröße & Einrichtung
Für ein harmonisches Zusammenleben zwischen den Kaninchen spielt auch die Einrichtung des Geheges eine wichtige Rolle. Zu kleine tierschutzwidrige Käfige führen häufig zu stereotypem Scharren & Gitternagen sowie zu Bissigkeit. Um den hohen Bewegungsdrang der Tiere gerecht zu werden, sollte für 2 Kaninchen min. ein Bereich von 1,5m x 1,0m zur Verfügung stehen (Eigenbau/ Maßanfertigungen im Internet). Zusätzlich hierzu ist täglich ein gesicherter Freilauf in der Wohnung/im Garten zu ermöglichen. Wichtige Aspekte für die Außenhaltung bzw. den Freilauf im Garten finden Sie in der Info-Broschüre des Deutschen Tierschutzbundes „Die ganzjährige Außenhaltung von Kaninchen.“. Darüber hinaus benötigt jedes Kaninchen seinen eigenen Unterschlupf/Schlafhäuschen, um sich „bei Gefahr“ in Sicherheit begeben zu können. Als Untergrund des Geheges ist Zeitungspapier zu empfehlen, auf dem saugfähiges Kleintierstreu/ Rindenmulch und zusätzlich eine Schicht Heu oder Stroh aufgebracht ist. Futter- & Wassernäpfe sollten plastikfrei gewählt werden (Abnage-Gefahr) und auf erhöhten Podesten stehen. Für Beschäftigung sorgen ungiftige Äste, Röhren und Wurzelstöcke, erhöhte Positionen aus Baumstümpfen und Buddelkisten mit Sand oder Erde.

Wusstes ihr, dass Kaninchen stubenrein werden können?
Stell einfach eine Schale mit Einstreu in die Ecke des Geheges oder des Raumes und die meisten Kaninchen werden von sich aus diesen Ort für die Verrichtung ihres „Geschäftes“ aufsuchen.

Ernährung & Gesundheit

Unsere Hauskaninchen gehören zu den Blattfressern und benötigen rohfaserreiche Kost. Als Grundnahrungsmittel  sollte demnach ganzjährig hochwertiges Heu zur Verfügung stehen.

hochwertiges Heu enthält viele unterschiedliche Gräser, Blüten und Kräuter, es riecht danach, klumpt nicht und hat eine hell- bis dunkelgrüne Farbe.

Zusätzlich ist es wichtig täglich frisches Grünfutter anzubieten (200g/ kg Körpergewicht). Dies sollte sich zusammensetzen aus:
70% frisches Gras, Kräuter & Salate
20% frisches Gemüse
10% frisches Obst

Achtet darauf, dass das Grünfutter nicht nass gefüttert wird und Gräser wegen der Abgasbelastung nicht vom Straßenrand gepflückt werden. Für eine abwechslungsreiche Ernährung und gegen Langeweile sollten Kaninchen regelmäßig unterschiedliche Kräuter, Gemüse & Obst sowie auch Äste zum Benagen erhalten.

Wir raten grundsätzlich davon ab, zuckerhaltige Leckerlis, gewürzte Essensreste sowie Gebäck zu verfüttern, da dies für Kaninchen eine vollkommen ungeeignete Kost ist und auf Dauer zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Auch sollten Fertigfuttermischungen/ getreidehaltige Körner aufgrund des hohen Energiegehaltes nur zu Zeiten mit hohen Bedarf wie bei Außenhaltung im Winter oder während der Trächtigkeit gefüttert werden, um einer Verfettung der Tiere vorzubeugen.

Verhaltensweisen & Umgang

Je länger man sich mit den arteigenen Verhaltensweisen eines Tieres beschäftigt, desto besser weiß man, wie es sich fühlt oder was es einem mitteilen möchte. Dies ist die Basis für ein glückliches & entspanntes Zusammenleben. Aus diesem Grund möchten wir die wichtigstens Verhaltensweisen & Kommunkiationssignale von Kaninchen aufführen.

Kaninchen sind Beutetiere, haben zahlreiche Feinde und sind daher in ständiger Fluchtbereitschaft. Deswegen sind sie recht schreckhaft und graben am liebsten sichere Höhlensysteme in den Boden. Sie sind meist in den frühen Morgen- und Abendstunden aktiv und prüfen regelmäßig durch Aufrichten, ob die Umgebung noch sicher ist. Droht Gefahr warnt sich die Gruppe untereinander durch Pfeifen und Trommeln mit den Hinterpfoten. Anschließend flüchten sie in ihren Bau oder einen Unterschlupf. Fühlen sich Kaninchen sicher, bewegen sie sich hoppelnd, springend oder rutschend fort. Sie befinden sich ständig auf Nahrungssuche, legen dabei tägliche große Strecken zurück und untersuchen neugierig die unterschiedlichsten Sachen. Eine weitere typische Verhaltensweise unserer Langohren um sich sicher und wohl zu fühlen, ist das Markieren markanter Punkte durch Urin, Kot oder dem Verteilen von Duftstoffen durch Drüsen an der Kinnregion. Auch interessant zu wissen ist, dass unsere Kaninchen zwar sehr gut riechen & hören können, aber einen schlechten Sehsinn besitzen. Dinge, die sich direkt vor ihrer Schnauze befinden, können sie lediglich durch erschnüffeln wahrnehmen. Zudem orientieren sich die Tiere mit Hilfe ihrer Tasthaare.

Die Kommunikation der Kaninchen untereinander erfolgt hauptsächlich über Laute und Körpersprache. Die nachfolgende Tabelle zeigt das Verhaltensrepertoire:

Wenn also ein Kaninchen beim Hochheben oder auf dem Schoßnehmen ganz still hält und die Ohren flach anlegt, so tut es das nicht weil es ihm so gut gefällt, sondern weil es Angst hat und sich unterwirft. Leider wird dieses Verhalten zu oft missverstanden.

Umgang

Wie bereits erwähnt sind Kaninchen sehr schreckhaft. Aus diesem Grund sollte man sich den Tieren nur ruhig & langsam nähern. Durch regelmäßiges ruhiges Ansprechen und Füttern mit der Hand gewöhnen sich die Tiere meist schnell an die Bezugsperson. Von Natur aus mögen es unsere Hauskaninchen von der Nase zu den Ohren und hinter den Ohren gekrault zu werden, da sie dies auch untereinander zur Festigung der Beziehung praktizieren. Bei ängstlichen Tieren sollte das Streicheln vorzugsweise auf Augenhöhe (ohne Tragen/Heben) erfolgen. Dennoch sind Kaninchen keine Schmuse-, sondern Beobachtungstiere und keinesfalls als Kuscheltierersatz geeignet!!!
 
 

Hinweis: Kinderzimmer sind als Gehegestandort aufgrund der Schreckhaftigkeit sowie der dämmerungsaktiven Verhaltensweise von Kaninchen denkbar ungeeignet. Am besten eignen sich Plätze in ruhigen Räumen/ Bereichen ohne Fernseher und nicht direkt an Heizkörper gelegen.

Unsere Bitte im Sinne der Tiere:
Prüft im Voraus, ob ihr die Anforderungen der Kaninchenhaltung erfüllen könnt. Denn leider müssen sehr viele Kaninchen ihr Leben allein in zu kleinen Käfigen fristen und leiden dabei im Stillen oder werden nach ein paar Monaten wegen Verhaltensauffälligkeiten im Tierheim abgegeben. Können die posierlichen Fellnasen hingegen ein artgerechtes Leben führen, werden sie euch jeden Tag mit ihrer aufgeweckten Art ein Lächeln ins Gesicht zaubern.

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